RAUM SITUATION WIRKLICHKEIT

MANFRED ERJAUTZ

ILSE HAIDER

MICHAEL KIENZER

DEBORAH SENGL

MARKUS WILFLING

14.September bis 5. November 2010


l. Manfred Erjautz, Shelter (The trousers), 2007, r. Michael Kienzer, O.T., 2010

Unter dem Titel „Raum Situation Wirklichkeit“ präsentiert Galerie Steinek eine Auswahl an wichtigen skulpturalen Werken und Raumarbeiten von Manfred Erjautz, Ilse Haider, Michael Kienzer, Deborah Sengl und Markus Wilfling.

Skulpturen und Rauminstallationen werden oft mit der Frage nach der Realität und der Wahrnehmung in Verbindung gesetzt. Die Galerie Steinek betrachtet diese Werke als seien sie die Wirklichkeit selbst, und schlägt eine Kartographie vor, in dem Raum Situation und Wirklichkeit untrennbar sind.

Die Ausstellung zeigt Werke aus dem  Zyklus „Shelter“ (2007) die Manfred Erjautz (1966 in Graz geboren) nun seit mehr als 15 Jahren kontinuerlich und nach evolutionären Prinzipien zu einer Art „menschlichem Universum“ erweitert : Lebensgrosse Schaufensterpuppen, aus mehreren Teilen zusammengesetzt und mit dicht vernähten semantischen Oberflächen aus Textilien wie Stickern, Logos, Pelzen und Strümpfen überzogen, formen sich zu einem „offenen Ganzen“. Manfred Erjautz inszeniert eine fiktionale Familie, die an Mitgliedern wächst, in der das Heranwachsen der Figuren jedoch ihre eigentliche Entwicklung sichtbar macht. (Dr. Gisela Fischer)


Ilse Haider, „Facebook NS“, 2010

Ilse Haider (1965 in Salzburg geboren) arbeitet mit Installationen und Inszenierungen an der Schnittstelle zwischen Fotografie/Video und Skulptur. Ausgehend von einem Fundus an Glasnegativen und der Installation „Facebook NS“, die diesen Sommer in Braunau gezeigt wurde, entwickelt Ilse Haider eine Fortführung dieser Arbeit für die Ausstellung „Raum Situation Wirklichkeit“. Die zweiteilige Installation stellt „öffentliche“ und anonyme Personen aus der Zeit des Nationalsozialismus einander gegenüber. Von den „medial“ aufbereiteten Portraits ausgehend werden deren jeweilige „Netzwerkqualitäten“ untersucht, um die Ambivalenz und Doppelmoral des „alltäglichen Nationalsozialismus“ transparent zu machen.

Die Skulptur von Michael Kienzer (1962 in Steyr geboren) zeigt a priori keine offensichtliche Kontinuität oder formale Evidenz und auch keine präzise stilistische Identität. In den Materialien erscheint sie oft schlicht (...) sie umfasst ein Objekt ebenso wie ein öffentliches Denkmal, die Architektur ebenso wie die Installation im bebauten Raum, sie ist fast statuarisch, sie entzieht sich nicht dem Bildhaften, vermeidet aber das Abbild. (...) Michael Kienzer spielt mit der Vulgarität von Firmenschildern und der abstrakten Macht der Sprache, er verkörpert das Immaterielle als einen Gegenstand, den man berühren kann – der jedoch wie Eis schmilzt. Er befindet sich damit mitten in der Paradoxie des Bildhauers, dem es gelingt, das Flüchtige am Akt des Denkens und Sprechens zu beschreiben, d.h. letztendlich das Flüchtige am Sein in der Welt in diesem permanenten Hin und Her zwischen Materie und Begriff, was noch eine Figur in dieser diskreten Syntax der Verknüpfung ist – nach einer Formulierung von N. Chomsky (Christophe Domino)


Deborah Sengl, Aus der Serie Masken 0-14, 1997-98

Tiermasken lösen bei Deborah Sengl (1974 in Wien geboren) die traditionellen allegorischen Attribute ab, womit sie sich dem labilen Zwischenbereich der Täter-Opfer-Beziehung einschreiben. Diesen Zustand, verfangen in Netz sichtbarer Tarnungen, erblickt sie immer wieder bei allen sich neu bietenden Gelegenheit. Sengl spielt in ihrem „Masken 0-14“ – Repertoire (1997/1998) die Möglichkteiten zwischen Affenkopf und transparentem Gesichtsschirm durch. Wer viele Masken sein eigen nennt, riskiert die Einheitlichkeit seiner Persönnlichkeit, die ursprünglich zwar auch nur eine Maske ist, aber sich durch die getroffene Auswahl auszeichnet.


Markus Wilfking, Stuhele, 2010

Markus Wilfling (1966 in Innsbruck geboren) Skulpturenbegriff ist insofern ein spezifischer, als er sich ironischem Ungang mit der Geschichte der Skulptur, in präziser Reflexion von Wahrnehmungsphänomenen und unserer Sicht auf die Welt einpendelt. Stets berührt er dabei Raum und Architektur, vermisst zeitlich mit örtlichen Parametern und befragt den Begriff der Skultpur an sich.  (Elisabeth Fiedler).... „Die Skulptur im klassischen Sinn ist obsolet. „Bildhauerei“ im Sinn von Wegnehmen spielt dagegen viel besser mit diesen Dingen. Das was übrig bleibt, ist nicht nur eine Beschreibung der Dreidimensionalität, sondern auch ein Statement gegen die Unsichbarkeit einer Vorstellung. Es geht also um das Sichtbarmachen von etwas, was unsichtbar ist – und damit auch das Sichtbarmachen unserer Gedanken.“ (Markus Wilfling)