Never Give Up
Sébastien de Ganay
Eröffnung
Donnerstag 14. November 2024, 18 Uhr
Ausstellungsdauer
15.11. - 19.12.2024
Öffnungszeiten
Dienstag - Freitag 13-18 Uhr
Samstag 11-15 Uhr
Never Give Up
Sébastien de Ganay
silvia steinek galerie freut sich, die Einzelausstellung „Never Give Up“ von Sébastien de Ganay zu präsentieren ! In Anlehnung an die Worte des russischen Oppositionsaktivisten Alexej Nawalny kündigt der Titel der Ausstellung ohne Umschweife das Thema des Künstlers an: die Ausübung der Freiheit, die Verantwortung und die Konsequenzen, die mit ihrer Umsetzung verbunden sind.
Als wir das Werk von Sébastien de Ganay entdeckten, erforschte er auf transparenten Industrieplastikfolien, systematisch gefaltet und anschließend als Leinwand benützt, die Grenzen zwischen Malerei und Skulptur, Monochromie und narrativer Abstraktion.
Im Jahr 2000, im Rahmen seiner ersten Einzelausstellung in Österreich, führte Sébastien de Ganay zum ersten Mal die Darstellung menschlicher Figuren in Gemälden ein. Diese Auseinandersetzung mit der Figuration war nicht nur eine formale Suche, sondern vielmehr eine Reaktion auf sozialpolitische Ereignisse, das Aufkommen von Gewalt und Fremdenhass und deren Banalisierung in der Öffentlichkeit.
2005 installiert Sébastien de Ganay im Museumsquartier und später in der Galerie Steinek, vier robotisierte Kartons in Mitte eines Müllhaufens die von einem Ende des Raumes zum anderen wanderten. Das Werk „Cartoneros“ fand seinen Ursprung in der sozial-politischen Wirklichkeit Argentiniens und den Ländern der Dritten Welt. Der Karton wurde mit der Konsumgesellschaft in Verbindung gebracht, mit Abfall (auch eine Einkommensquelle für die Bewohner der Favelas), mit Schutz- und Isoliermaterial, das von Obdachlosen zum Übernachten verwendet wird.
Die Verwendung der Faltung und der abstrakten Form des Kartons wird in Sébastien de Ganays Werk wiederkehrend in verschiedenen Zyklen wie z. B. Cartons Chairs, Cartons Tables, Conversations, Non-Places erscheinen. Falten, mit denen sich ebene Flächen einander annähern oder voneinander trennen lassen, Faltenlinien, die als Kontaktstellen oder Grenzen fungieren, werden zu wesentlichen Formen und Vektoren in den Werken des Künstlers. Andere einfache Formen, die ursprünglich in seinen Gemälden auftauchten werden sich ebenfalls von der Leinwand lösen und Zyklen von Bildobjekten begleiten : der Punkt (Serie der "Dot Paintings"), die Scheibe (Serie "OPSD" und "Copper Mirrors"), die Raster/Gitter (Serie "Shaped Canvas Grids", "Syrian Grids", "Canvas and Grids"). Schrift und Code (wie z. der Braille-Schrift) sind ebenfalls wiederkehrende Elemente, und Sébastien de Ganay führt auch Zitate in seine Werke ein (wie z. B. Auszüge aus Gedichten oder Tagebüchern von W. Churchill).
In der aktuellen Statement - Ausstellung „Never give up“ finden wir einige Identifikationsmerkmale der künstlerischen Sprache von Sébastien de Ganays Werk wieder : monumentale Skulpturen aus Aluminium-Flächen wie „Second Amendment", figurative Gemälde, die einem seriellen Leseraster unterworfen sind ("Dot Paintings"), Metallgitter (Serie "Grids“) für das besondere Projekt „Cage Book“… Die Skulptur „Second Amendment“, 2024, ein rosa gefärbter Hochstand aus Aluminium, der von Kugeleinschlägen übersät ist, empfängt die BesucherInnen und zwingt ihnen einen Wechsel des Blickwinkels auf. Wie können wir uns unser Zusammenleben vorstellen, ohne die Ausübung und den Schutz unserer Grundfreiheiten?
Sébastien de Ganay | Projekt "Cage Book", 2024
Sébastien de Ganay, Detail aus „Second Amendment“, 2024, Aluminium, Farbbeschichtung, ca. 381 x 184 x 184 cm
"Wenn das künstlerische Schaffen eine wesentliche Verbindung zu dem aufweist, was den Menschen in seiner Einzigartigkeit bestimmt, so ist dies zweifellos seine Beziehung zur Freiheit, seinem wertvollsten Gut. Seit einem Jahrzehnt muss man jedoch feststellen, dass die Demokratie überall auf der Welt entweder zurückgeht oder bedroht ist. Autokratisch geführte Staaten wie Russland sprengen den Konsens der Nachkriegszeit, der den Krieg als Mittel zur Durchsetzung des politischen Willens verbot. Die Diplomatie und die Vereinten Nationen werden von zu vielen Ländern untergraben und von der breiten Öffentlichkeit als unwirksam wahrgenommen, was teilweise tatsächlich zutrifft. Der Sicherheitsrat ist durch die Schuld seiner eigenen Mitglieder zum Rat der Unsicherheit geworden und die Wölfe besetzen den "Schafstall", um nur Russland zu nennen, das die Ukraine Stück für Stück annektiert. Schließlich, und das ist vielleicht genauso schlimm, spricht der 45. Präsident der USA, ein Vergewaltiger, faschistoide Worte und bezeichnet seine politischen Gegner als „innere Feinde“. In China schwebt das Bild von Mao, der für den Tod von Millionen seiner Landsleute verantwortlich war, immer noch über der Verbotenen Stadt und seine Erfindung zur Unterdrückung seines Volkes, das Laogai-System, läuft immer noch auf Hochtouren in Tausenden von Internierungslagern, in denen Uiguren, Tibeter, Mongolen und einfache Bürger der Han-Mehrheit eingesperrt sind und wie Sklaven arbeiten, oft bis zum Tod wie der Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo.
Ob russische, chinesische, iranische, birmanische, syrische, tibetische, mongolische oder andere politische Gefangene - sie sind diejenigen, die dafür kämpfen, die zu beschützende Flamme der Freiheit am Brennen zu halten. Diese Ausstellung ist ihnen gewidmet, um sie zu ehren und ihnen zu sagen, dass ich nicht vergesse, was sie für mich (der ich noch immer die Vorzüge der Demokratie genieße) bedeuten: das höchste Opfer für Freiheit, Würde, Gerechtigkeit, Gleichheit und Brüderlichkeit der Menschen, aber auch die Suche nach Frieden, jenem Frieden, der es jeder Frau und jedem Mann ermöglicht, sich zu emanzipieren und frei und unter Achtung der Menschenrechte zu leben.“
Sébastien de Ganay, Oktober 2024
"Der Adel unseres Berufs wird stets in zwei schwer zu haltenden Verpflichtungen wurzeln: der Weigerung, wider besseres Wissen zu lügen, und dem Widerstand gegen die Unterdrückung.“
Albert Camus, Auszug der Rede bei der Verleihung seines Nobelpreises für Literatur, 17. Oktober 1957
Sébastien de Ganay (*1962, Boulogne-Billancourt, Frankreich - lebt und arbeitet in Niederösterreich) studierte Politikwissenschaft und Film an der Columbia University in New York und ist Mitbegründer des Kunstbuchverlags onestar press. Neben zahlreichen Ausstellungsbeteiligungen, unter anderem im Centre Pompidou in Paris und dem Landesmuseum Niederösterreich in St. Pölten, zeigte 2014 das Institut Français in Wien eine umfangreiche Einzelausstellung des Künstlers. 2017 realisierte de Ganay für die Kunsthalle Krems eine vielbeachtete Gesamtinstallation in einer ehemaligen Dominikanerkirche, die von einem Übersichtskatalog zu seinem Werk begleitet wurde.
silvia steinek galerie
Eschenbachgasse 4
1010 Wien
www.galerie.steinek.at
office@steinek.at
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